Sonntag, 15. Februar 2015

Ich laufe



Ich laufe und ich laufe zu schnell. Mein Herz rast, meine Lunge brennt bei jedem Atemzug. Lichter ziehen an mir vorbei, verschwommene, schemenhafte Gesichter folgen mir mit ihren Blicken. Alles ganz still, keine Motorgeräusche, keine Stimmen.
Immer noch laufe ich und ich laufe zu langsam. Dieselben Lichter ziehen an mir vorbei und die verschwommen, schemenhaften Gesichter werden immer vertrauter.
Laufe schon zu lange, spüre meine Beine nicht. Ich schaue nach hinten – Sirenen, sie haben mich.
Ich laufe wieder schneller, der Abstand zu meinen Verfolgern wächst nicht.
Die Lichter werden schwacher, es ist kein Ziel zu sehen.
Sirenen verstimmen, Stimmen erklingen. Sie sagen meinen Namen, immer und immer wieder, ich will ihn nicht mehr hören.
Versuche noch schneller zu laufen, sie lassen nicht ab, die Stimmen werden lauter und eindringlicher.
Seit Wochen laufe ich und ich laufe zu schnell. Mein Herz rast, meine Lunge brennt bei jedem Atemzug.
Die immer selben Lichter ziehen an mir vorbei, die verschwommenen, schemenhaften Gesichter kennen mich in und auswendig. Alles ist zu laut, zu dunkel.
Kein Ziel in Sicht.

Mittwoch, 10. Dezember 2014

Mantel der Dunkelheit



Dunkelheit hüllt mich in ihren Mantel.
Die Luft ist glasklar und beim Einatmen scheint es, als dringe Kälte in jede Pore des Körpers.
Es ist, als stünde die Zeit still.
Unter einer Käseglocke, Welt nur so weit reichend, wie die Sicht durch Nebel und das Schwarz der Nacht.
Plötzlich frei.
Im Schatten der Büsche stecken keine Ungeheuer und der Mond macht die Sicht auf meine Abgründe frei.
Alles frei, alles klar. So klar, wie die Luft.
Und alles okay.
Alle ist so plötzlich okay unter dem Mantel der Dunkelheit. 


Samstag, 29. November 2014

Fuck. Mama, Papa?



Neonlicht flackert, ihre Hände zittern. Der Bass hämmert durch die Wände und zieht durch den Boden, in ihre Füße, durch ihren Körper, bis zum Herz. Bedrohlich. Fremd irgendwie. Die Augenlieder so schwer, dass sie nur durch kleine Schlitze ihr Spiegelbild erkennen kann. In der Ferne Stimmen zu hören. Anhaltend und gleichmäßig. Das Waschbecken auf dem sie hängt ist kalt und nass. Der Bass lässt es vibrieren. In der Ecke stehen Platteten gestapelt. „Soll ich mich schlafen legen?“. Der Weg ist nicht weit. „Ein zwei Schritte.“ Sie rafft sich auf und muss den Kopf in den Nacken legen, um in den Spiegel zu schauen. Eine lehre Hülle ohne Mensch darin. Haare hängen nass uns strähnig bis zu ihrer Brust. Das Mädchen hält sich noch am Waschbecken fest und dreht sich um, peilt die Paletten an. Während sie ansetzt, die zwei Schritte zu machen, tut sich ein Abgrund auf. Die schwarzen Fliesen springen auf und die Wände verschieben sich. Das kleine Klo ist nun ein Raum, größer als die Tanzfläche. Der Bass verschwindet, der Boden hört auf zu vibrieren und ihr Herz setzt aus. Neonlicht flackert nicht. Alles schwarz. „Die Paletten. Ich muss schlafen.“ Das Waschbecken entgleitet ihren Händen und sie fällt in den dunklen Abgrund, durch die Fliesen hindurch. Minuten lang, völlig schwerelos. Kein Aufprall. Auf einmal ist alles warm und dunkel. Und sehr, sehr still. „Endlich kann ich schlafen. Mama, Papa? Kann ich endlich schlafen? Mama, Papa?“ Sie öffnet die Augen und sieht die schwarzen Fliesen, die auf sie zukommen. Der Bass ist wieder da, die Stimmen, ihr Herzschlag und die Paletten sind greifbar. In dem Bruchteil einer Sekunde schlägt sie auf dem harten Boden auf. Die Fliesen sind unglaublich kalt. Nur Blut, das pulsierend zwischen Haaren und Fliesen verläuft, ist warm. „Fuck. Mama Papa?“ Sie beginnt zu schreien. Lauter als der Bass und lauter als sie dumpfen Stimmen von der Tanzfläche.
 

Mittwoch, 26. November 2014

Wahrheiten unserer Zeit

-Mein Deutschaufsatz zum Thema "Zukunft"

Zum Thema Zukunft ist mir vorab eigentlich nur ein berühmtes Zitat eingefallen: "Ich denke niemals an die Zukunft. Sie kommt früh genug." Diesen Satz sagte Albert Einstein und im Laufe unserer Unterrichtseinheit "Zukunft", habe ich ihn mir zum Leitfaden gemacht. Denn die Zukunft kommt schneller als man denkt. Waren wir nicht gestern noch in der sechsten Klasse? Schon morgen werden wir Abitur gemacht haben und dann stehen wir mit den Missständen unserer Zeit direkt vor der Zukunft.
Heute jedoch sitzen wir in unseren Nestern. Haben Familie, Freunde die für uns sorgen und Lehrer, die uns sagen was wir machen sollen. "Habe den Mut dich deines eigenen Verstandes zu bedienen", sagen sie. "Die Welt steht euch offen, die Zukunft liegt in euren Händen", sagen sie.
Im Prinzip stimme ich zu, aber wer von uns bedient sich denn tatsächlich seines eigenen Verstandes?

Es wird beschlossen, was unterrichtet werden soll, es wird unterrichtet, was beschlossen wurde und das Beschlossene, soll dann zu unserer Wahrheit werden. Denn das ist es, was wir Tag für Tag lernen. Moralische Vorstellungen, Ethische Grundsätz. Das alles wird zu unserer Wahrheit. Aber ist es nicht lediglich die Wahrheit derer, die beschließen, was gelehrt wird? Muss deren Wahrheit denn die einzige und richtige Wahrheit sein?

Sollten wir nicht alle einmal tatsächlich den Mut haben, uns unseres eigenen zu bedienen?

Hätte ich den Mut dazu, würde ich nie wieder den Matheunterricht besuchen, würde überhaupt gar keiner Zeitung mehr trauen und den Spielchen, die Politik und Wirtschaft spielen, den bösen Finger zeigen.

Doch eine Wahrheit, die uns vermittelt wird ist auch, dass auf so ein Denken gesellschaftliche Ausgrenzung und Armut folgt.

Also beugen wir uns den Wahrheiten unserer Zeit, haben zwar einmal den Mut unseres Verstandes Herr zu sein und versinken letztendlich in Resignation, weil die Gesellschaft so viel stärker ist.
So werden wir morgen alle Abitur machen, ein Studium oder einen Job beginnen und werden somit Bekräftiger der Wahrheiten der heutigen Zeit. Der gestrigen und der morgigen.

                                                                                                                            -Janika Schmidt, 2014

Der Aufsatz wurde nicht benotet.